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DER REIZ DES WILDEN UND URSPRÜNGLICHEN

Die Impalas sind vollkommen entspannt am Grasen, nichts ahnend von der Gefahr, die buchstäblich im Busch lauert. Seit einer guten halben Stunde beobachten wir einen Leoparden, der ca. 10m vom Weg entfernt unter einem Busch seine Siesta abhält. 

Wir sind im Nxai Pan Nationalpark, dem Park, in dem der spektakuläre Imax Film „Roar - Löwen, Könige der Kalahari“ gedreht wurde. Doch anstelle von Löwen beobachten wir die elegante Raubkatze, die sich an die ahnungslosen Impalas heranpirscht. Als wirklich geschickter Jäger wartet sie jeweils die unbeobachteten Momente ab, um sich wieder ein paar Meter weiter heran zu schleichen. Geschickt liegen nur noch ca. 3 m zwischen Jäger und Beute – und wir halten alle den Atem an. Der Impalabock, ein schönes Exemplar, nibbelt gerade an den Blättern des Busches hinter dem der elegante Jäger lauert und – entdeckt.

Ein durchdringender schriller Warnruf und einen schnellen Satz nach vorne, und schon ist der Bock aus der Gefahrenzone. Die restlichen Herdenmitglieder sind alarmiert, doch wissen sie nicht, wo die Gefahr herkommen soll. Wir denken: schade, für den Leoparden. Doch noch soll seine Chance nicht vorbei sein: Die Herde, die keine Gefahr erkennen kann, grast kurze Zeit später weiter. Der Wind steht günstig für den stillen Jäger. Ein leiser Aufschrei von uns und alles geht sehr schnell. Ein Sprung aus dem schützenden Busch und rein ins Dickicht und die Impalas stürmen in alle Richtungen. Bis auf eines…. Der Rest der Geschichte können wir aufgrund des dichten Busches nicht mehr miterleben. Es wird auch schon dunkel und wir fahren zurück in Richtung Camp.

Camp? Ja, seit kurzem gibt es ein sehr schönes Camp inmitten des Nxai Pan Nationalparks: das Nxai Pan Camp. Wir freuen uns nach der erfolgreichen Pirschfahrt auf eine Dusche und genießen ein hervorragendes Abendessen, begleitet von dem Grummeln und Planschen der Elefanten am campeigenen Wasserloch. Das Wasserloch ist sehr gut von der Terrasse und von den einzelnen Chalets aus zu beobachten. Die Camp Manager erzählen uns beim gemeinsamen Abendessen vom Aufbau der neuen Lodge und von herrlichen Geschichten, die sie dabei erlebt haben.

Der Nxai Pan Nationalpark ist einer der eher unbekannten und daher noch nicht so stark frequentierten Parks in Botswana. Im afrikanischen Sommer (Dezember – März) kommen Tausende von Zebras auf die Ebenen zum Grasen und Löwenjagden spielen sich teilweise direkt vor dem Camp ab. Was kaum einer weiß: die größte Zebramigration im südlichen Afrika findet hier statt.

Gegen Beginn der Trockenzeit wandern die Zebras weiter in Richtung Süden zu den grünen Grasflächen am Botetifluss. Während der Trockenzeit finden spannenden Ereignisse an dem bereits berühmten und oben erwähnten Wasserloch statt. Der Film Roar, der hier gedreht worden ist, handelt von der Jagd der Löwinnen auf die zahlreichen Springböcke, die sich hier an dem einzigen Wasserloch in der Hitze des Tages sammeln. Die geschickten Jägerinnen, denen kein Busch zum unbemerkten Anschleichen dient, denn Büsche gibt es auf der weiten Ebene um das Wasserloch kaum, warten teilweise in unmittelbarer Nähe und ungetarnt auf eine gute Gelegenheit. Somit eignet sich ein Besuch im Nxai Nationalpark in der Tat ganzjährig. 

Der Park ist ca. 2,5 Sunden von Maun entfernt und gut zu erreichen. Das Nxai Pan Camp bietet die Möglichkeit eines Straßen- oder Flugtransfers an. Wir selbst waren mit unserem alten aber immer noch zuverlässigen Landcruiser unterwegs. Von Kasane kommend, mussten wir die schlechten Straßenverhältnisse der Nata Road life miterleben. Manche der Schlaglöcher sind so tief, dass man meinte, die Ohren eines Hasen zu sehen. Doch wenn man näher kommt, sieht man: es ist eine Giraffe…. ;-) Dass meine Frau nicht gesagt hat, „Giraffe vor uns“ und ich dabei nur den Kopf der Giraffe aufgrund der Schlaglochtiefe gesehen habe, hat mich dennoch überrascht. 

Früh morgens machen wir uns auf aus dem Nxai Pan Nationalpark in Richtung Central Kalahari Wildschutzgebiet, um dort 2 weitere Unterkünfte zu besichtigen. En Route fahren wir nord-östlich in den Makgadikgadi Nationalpark, wo wir auf die Zebrawanderung trafen. Es ist immer wieder schön anzuschauen, dass es noch solche Tierwanderungen und Herden in freier Wildbahn zu sehen gibt, auch wenn der Platz für die Tiere immer weniger wird.

Ein herrlicher und kräftiger Mai-Regen überrascht uns und bringt eine willkommene Abkühlung. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit, doch da es im April nicht viel in der Region geregnet hat, ist es für die Natur nötig. Auch für uns ist die Wagenwäsche gut, um den Staub und Schmutz der letzten 1.000km abzuwaschen. Besonders die Schildkröten erfreuen sich an dem kühlen Nass, da diese die ausgefahrenen und länger stehenden Pfützen auf den Fahrwegen für ihre Wasseraufnahme nutzen. Bis zu 1,5 Liter Wasser können die Tiere aufnehmen, bevor sie sich einen Platz zur Überwinterung suchen.

Wir besuchen auch die bereits am Botetifluss etablierten Lodgen, um zu sehen, was es Neues gibt. Renovierungsarbeiten haben bei beiden Lodgen stattgefunden. Sie können je nach Reisetyp sehr gut empfohlen werden. Die ersten Vorläufer der Zebramigration kam gerade dort an und wir erleben sehr schöne Zebra- und Elefanteninteraktionen im Boteti Flussbett. Aus dem sogenannten „Hide“ (Versteck) kann man die Tiere aus nächster Nähe gut beobachten. Als Foto- und Videoenthusiast oder als entspannter Naturliebhaber mit einem kühlen Getränk, für beides ist das mit bequemen Stühlen und Kissen ausgestattete Versteck gut geeignet.

Vom Boteti Fluss aus ist man in ca. 3,5 Stunden in der Central Kalahari. Das Matsweri Gate, nun endgültig fertig und mit Scouts besetzt, wacht über die Anzahl der Besucher. Ohne gültiges Permit, welches man nur von den Nationalparkbehörden in den Städten Maun, Kasane und Garborone erhält, gibt es keinen Einlass. Auch Patrouillenfahrten werden nun regelmäßig durchgeführt, um Besucher an ihre Pflichten zu erinnern, nicht nachts zu fahren und auf den vorgegeben Wegen zu bleiben, damit die Tiere im Deception Valley nicht unnötig belastet werden.

Die Central Kalahari, das zweitgrößte Schutzgebiet in Afrika, ist mit über 52.000 km² größer als die Schweiz. Besonders schön ist sie in der Jahreszeit Dezember – Juni, doch für uns Naturliebhaber auch in jeder anderer Jahreszeit zu empfehlen. Das Gras und die Büsche in dieser faszinierenden Halbwüste sind noch kräftig und grün und bilden eine faszinierende Kulisse zwischen Deception Valley und Passage Valley. Große Herden von Springböcken, Oryxe und Giraffen sind hier jetzt anzutreffen - das zieht natürlich auch die Raubkatzen an. 

Bereits bei der Einfahrt ins Valley haben wir Glück und sehen einen prächtigen Kerl bei seiner „das ist mein Reich“-Demonstration. Nichts schlägt den Eindruck eines brüllenden, schwarz-mähnigen Kalaharilöwen. 4 weitere männliche Kalaharilöwen sind ebenfalls während unserem Besuch im Valley. 

Die beiden neuen Unterkünfte – die einzigen im Park - bieten einen hervorragenden Ausgangspunkt zur Erkundung der Region und sind je nach Reisetyp, da unterschiedlich in der Ausstattung, sehr zu empfehlen. Nahe des Deception Valleys liegt ein rustikales Zeltcamp mit allem Komfort und eine sehr großzügige fest errichtete Lodge liegt oberhalb der einsamen und tierreichen Tau Pfanne auf einem  Hügel mit fantastischer Aussicht. Auch ein Wasserloch ist hier vorhanden, von wo man selbst vom eigenen Chalet aus in der Mittagszeit die durstigen Tiere gut beobachten kann.

Die Kalahari ist ein Platz zum Entspannen und Genießen, doch Vorsicht: der Reiz des Wilden und Ursprünglichen erschließt sich nur dem, der auch Zeit hat, dies wahrzunehmen und nicht auf der Suche ist nach schnellem Konsum. Wildlife ist überall und zeigt sich oft unerwartet und von seiner schönsten Seite. Mutige Honigdachse, die die Erde umpflügen, als würden sie dafür bezahlt werden, lustige Erdmännchen, die jede traurige Seele zum Schmunzeln bringen oder eine Gepardenmutter mit ihren 4 Jungen, die eines Abends durch das Valley zieht, bescheren wieder einmal wunderschöne Erinnerungen an ein einmaliges Naturgebiet, welches es zu erhalten gilt.

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